Freitag, 30. November 2012

dress in good conscience

manchmal, da fällt einem auf, dass man sich selbst belügt, dass man nur so tut, als ob. 
wenn ich sage "es geht mir gut.", dann stimmt das nicht komplett, dann ist da immer noch dieser nagende teil in mir, der mich dazu bringt, viel zu wenig zu essen, viel zu sehr an schönheitsidealen hängen zu bleiben, die in wahrheit keine sind. 
stattdessen passt viel eher der ausdruck "ich komme zurecht.", denn das entspricht der wahrheit. es gibt immer noch viel zu oft momente, in denen ich mir wünsche, wieder das klapperdürre skelett zu sein, das ich war. ich erkenne es jetzt und doch strebe ich diesen dämmer zustand immer noch an. nicht wie damals, durch fasten und tägliche brech eskapaden. es ist vielmehr ein unbewusster prozess. ich esse. ich esse auch "hoch kalorische lebensmittel", schoki, chips, käse, popcorn. und doch ist es täglich so wenig, dass ich stetig abnehme. langsam, aber doch merklich.
ich wiege mich nicht mehr, ich schaue nicht mehr stundenlang in den spiegel, aber ich merke, dass mir plötzlich wieder sachen passen, die zu klein geworden waren, dass meine schulterknochen wieder hervortreten und auch, dass die lücke zwischen meinen beinen vorhanden ist und größer wird. 
ich bin weder eine bulimikerin, noch eine magersüchtige. und trotzdem bin ich essgestört.

auch die depression ist weiter anwesend, sitzt irgendwo im hintertürchen. sie flüstert mir keine sätze mehr ins ohr von der sinn-, trost- und motivationslosigkeit. sie lässt es mich bloß merken, dass sie mich nicht verlassen hat, hemmt mich in sozialen kontakten, lässt mich angst haben vor der welt und macht jeden tagesbeginn zur herausforderung. 

mein leben ist ein kampf gegen mich selbst. und immer wieder fällt mir auf, dass ich es nicht mag, zu leben. 

ich sitze vor meinem hausarzt, habe eine akute rachenentzündung und bereits medikamente verschrieben bekommen. er fragt mich nach meinem essverhalten, danach, wie ich klar komme, was ich vorhabe nach meinem abitur und ob ich externe kontrollen meines gewichtes habe. er fragt mich, ob ich therapeutische hilfe in anspruch nehme und wie ich es geschafft habe, aus der essstörung zu finden. ich beantworte alle fragen, mehr oder weniger detailliert, mehr oder weniger positiv gestimmt. doch ich mag ihn und habe trotzdem großen respekt vor ihm und seiner arbeit, nur dieser eine satz, bringt mich wiederum aus meinem inneren gleichgewicht: 
"sie sehen gut as, haben eine richtig schöne figur bekommen."
in meinem kopf beginnt es zu rattern und zu rasen. ich will noch immer nicht gut und gesund aussehen, will wieder krank sein, dem leben aus dem weg gehen. aber es gibt keinen weg daran vorbei.

jetzt, hier, fällt mir ein weiterer satz ein, von ende 2010:
"wenn es so weiter geht, wenn sie weiter keine hilfe annehmen, dann bleibt ihnen nur noch der suizid."
meine antwort darauf? ein starrer blick, ein kopfnicken, ein klares "ja."





3 Kommentare:

  1. Ich lese deinen Post nun schon mehrere Male und doch weiß ich nicht, was ich schreiben soll.
    Ich wünsche dir, dass du es schaffst, gesund zu werden und auch zu bleiben, dass du jeden Tag kämpfst und an vielen Tagen den Kampf gewinnst.

    AntwortenLöschen
  2. du siehst so viel schöner aus, wenn du lächelst und den mund nicht so zu einer seite ziehst...mehr davon :)

    AntwortenLöschen

  3. hat jemand was von ihr gehört in letzter zeit?

    AntwortenLöschen