"dich habe ich aber lange nicht mehr gesehen! du hast dich verändert, du bist... reifer geworden! wie geht es dir?"
"gut."
ich kenne diesen blick, ich erkenne ihn unter hunderten, unter tausenden. es ist dieser ärzte-blick, der dir verrät, dass es in seinem kopf rattert, die synapsen explodieren. er würde gerne etwas sagen, ich kann es fühlen, doch er traut sich nicht. sein blick wandert bloß stumm meine beine auf und ab. jedes mal, wenn ich mich von dem stuhl erhebe und meine mächtigkeit durch den raum bewege.
"so, das essen ist fertig! die mit dem großen hunger gehen jetzt, die mit dem kleinen hunger, stellen sich hinten an und die ohne hunger bleiben einfach sitzen. willst du nichts essen?"
"erzähl mir mal, was es gibt, vielleicht wird mein hunger dann ja größer."
wahrscheinlich ist es aber nicht der hunger, sondern die bloße gier, nach nahrung, nach wärme, nach normalität. doch meine innere normalität, verschwindet, mit jedem weiteren bissen, den ich mir in den mund, den schlund schaufele. ich esse langsam, bin als letzte fertig. und hole mir einen nachschlag. denn ich habe bereits verloren, habe das monster in mir geweckt, als die erste kalorie meine zunge erreicht hat. jetzt ist es egal, was ich in mich befördere. ich werfe bloß noch einen blick auf meine uhr, rechne die zeit aus, die mir verbleibt, um wenigstens den größten teil, unverdaut wieder loswerden zu können.
promethazin unverschrieben eingeworfen. und dabei sollte ich das zeug doch nicht mehr schlucken. suizidversuch aus 2010 sei dank.
es ist alles beim alten. ich bin abermals regelmäßig breit und regelmäßig am kotzen.
dabei will ich doch bloß ein bisschen ruhe vor mir selbst, ein bisschen veränderung und doch stillstand. ich will mich bloß in mein bett legen und tage-, wochenlang nicht mehr hervor kommen unter meiner decke, die mich wärmt, schützt, sichert.
es wird schwieriger morgens aufzustehen, einen kühlen kopf zu bewahren, mich zu konzentrieren, auf das, was zählt. es ist diese schwere leere, die sich in mir ausbreitet, die ruhe, die mich quält. dieses gefühl, des nichts-seins. es lässt mich nicht mehr los.
mir geht es wie letzten monat, als ich den post verfasst habe.
AntwortenLöschendeswegen habe ich ihn jetzt veröffentlicht..
es passieren so viele dinge momentan, mit denen ich gefühlstechnisch nicht klarkomme und die ich eigentlich nur auf einem weg zu verarbeiten weiß (kannst dir ja denken wie :S ).. Und weil ich das aber verhindern will, stehe ich vor einem zweiten konflikt und alles bricht über mir zusammen.
Tut mir ehrlich leid, dass ich jetzt unter deinem post so rumheule und nur von mir erzähle.
Ich weiß oft nicht, was ich schreiben könnte, damit es dir besser geht, denn ich weiß, ein "du schaffst das" oder ein "ich glaub an dich" tut zwar gut, aber erhöht meiner meinung nach den eigenen anforderungsdruck..
Das einzige, das ich dir ans herz legen kann, ist: versuch nicht erst die essstörung unter kontrolle zu kriegen, denn das ist erst möglich, wenn dir bewusst ist, wieso du das alles tust und alle blockaden und ängste loswirst..
Vielleicht weißt du das schon..
Ich bin nicht gut in solchen ermutugungssachen, befürchte ich..
In jedem fall, bist du mir irgendwie ans herz gewachsen, julia..