Wenn ich morgens nach einer halben Stunde Wecker klingeln irgendwann meine Augen aufmachen kann, ist die erste Bewegung, die mein Gehirn veranlasst, das Abtasten der Rippen. Der Hüftknochen.
Auf dem weg nach unten hoffe ich auf ein freies Bad und somit stressfreies ausziehen und auch wiegen. Ich gehe zur Toilette, lege meine Uhr ab, schminke mich ab, bürste meine Haare und steige bloß in Unterwäsche auf die Waage. Ihr Ergebnis verrät mir, welches Gefühl mich in meinen Tag begleitet. Sie sagt mir, was ich anziehen werde, wie viele lagen ich übereinander ziehen muss.
Dann steige ich unter die dusche oder ziehe meine Schlafsachen wieder an und mache mich fertig.
Kaffee mit Süßstoff und eine Zigarette im Auto müssen als Frühstück genügen.
Ein Kaugummi kann ich sicher auch noch auftreiben.
Im Unterricht kann ich mich mehr oder weniger gut konzentrieren, besonders morgens fällt es mir noch einfacher. Meistens bekomme ich Kopfschmerzen und bin ein wenig müde, aber gedanklich trotzdem noch relativ weit vorne. Eine Kopfschmerztablette auf leeren Magen, die mir eher noch Übelkeit bereitet, als dass sie mir hilft.
Die Kälte, die nur kurz nach dem aufstehen nicht vorhanden war, ist mir jetzt bereits ein treuer Begleiter. Besonders in den pausen, im eisigen Wind zu rauchen, friert meine Hände ein, lässt sie lila werden.
Wenn meine freunde in der Mensa etwas zu essen kaufen, stehe ich bloß daneben oder kaufe mir einen Kaffee. Schwarz. Mit Süßstoff. Ich habe keinen Hunger und es ist auch nicht so, als dass meine Gedanken rund um die Uhr um das Thema essen kreisen. Es hat sich automatisiert. Ich esse einfach nicht mehr. Vor allem nicht vor anderen Menschen.
In ihren Augen lebe ich bloß von Koffein, Nikotin und Kaugummi.
Je später es wird, je mehr Unterricht ich über mich ergehen lassen musste, desto weniger erfolgreich kann ich mitarbeiten. Habe ich mich bislang doch einige male eingebracht, fehlt es mir nun an Motivation. Wenn ich Beiträge leiste, sind sie qualitativ hochwertig. Aber sie sind bloß vereinzelt.
Im Pädagogik LK geht es mir immer besonders schlecht. Ich habe das Gefühl, dass ich vor besagter Lehrerin kranker sein muss, als vor anderen, kranker bin. In ihrem Unterricht kann ich am wenigsten folgen, egal, welche Uhrzeit es ist. Während ihrer stunde habe ich regelmäßig die schlechteste Laune. Zum verrückt werden. Als ob ich wollte, dass sie es bemerkt. Wahrnimmt, dass etwas nicht stimmt.
Gegen halb vier habe ich dann meistens Schulschluss. Mädels einpacken. Was zu rauchen klären, checken fahren und einen paffen. Oder zwei paffen, wie auch immer. Sobald wir dann ihr Haus betreten, wird die Schokolade ausgepackt oder die Nudeln oder die Kekse oder das Müsli. Die tägliche Fressorgie beginnt.
Ist es nötig, versuchen wir sogar im breiten zustand unsere Hausaufgaben zu machen oder zu lernen. Es gelingt jedoch nicht immer.
Bevor ich nach hause fahre, wird meistens noch der Rest weg gebaut und geraucht. Damit wir gut schlafen können, versteht sich.
Zu hause angekommen, ist es gegen 19uhr. Meine Familie sitzt beim Abendessen. Also setze ich mich dazu, esse, esse und esse. Bin die letzte, die am Tisch sitzt, unterhalte mich oberflächlich mit ihnen, während mein Gehirn immer noch vernebelt ist.
Ich schnappe meine Sachen, gehe in mein zimmer, trinke. Breche. Schalte den PC ein und sitze hier. Vertreibe mir den Abend mit mehreren FA's und besuchen der Toilette, gucke fernsehen oder höre Musik.
Bevor die Dämonen über mich herein brechen und mich vom schlafen abhalten, bricht eine gedankliche Welt über mir zusammen. Emotionen, Gedanken, all das, was ich den ganzen Tag über verbannt hatte, gesellen sich an meine Seite und begleiten mich durch die Nacht.
Es hat sich einfach automatisiert. Es ist jeden Tag das gleiche. Jeden Tag.
Magersucht kann man die Krankheit, die ich habe, meiner Meinung nach absolut nicht nennen.
Aber um ganz ehrlich zu sein, muss ich euch sagen, dass mich die Bilder ein wenig schockiert haben. Denn so sehe ich nicht aus. So dünn bin ich nicht. Bei weitem nicht! Wenn ich in den Spiegel sehe, ist da bloß Fett. Ich dachte mit einem bmi im 17er Bereich, sei man dünn.
Pah.
Fehlanzeige.
morgen ein vorgezogenes gespräch mit oben genannter lehrerin. hoffnungsschimmer oder enttäuschung?
und ich glaube nach diesme text versteht ihr vielleicht ein wenig mehr, was in meinem leben abgeht. hoffentlich begreift ihr auch, dass ihr euch mehr sorgen um mich macht, als nötig.
am bein, isa.
ich mache mir nicht zu viel sorgen!
AntwortenLöschendie sorgen sind berechtigt!
<3
deine bilder ziehen mir sämtliche atemzüge aus meinem körper. ich hab angst. angst, davor, dass du bald gar nicht mehr da bist.
AntwortenLöschenes muss keine magersucht sein, damit es dich zerstört.
AntwortenLöschenessstörung ist essstörung und es ist egal, was von beidem man hat, es ist gleich schlimm, die gleiche hölle.
du musst dir keine sorgen machen.
ich will "ihn" nicht loslassen.
ana schon.
jetzt erst recht.
schick mir mal deine email-adresse: themonsterinsideus@hotmail.de
<3
Du bist so wunderhübsch. Es ist unendlich traurig hier zusehen zu müssen wie du dich kaputtmachst. Natürlich kann man deine Krankheit Magersucht nennen. Und sie verändert deine Wahrnehmung. Nur deshalb siehst du Fett, wo keines ist. Selbst wenn die Bilder dich noch dünner wirken lassen, was ich nicht glaube, sieht man auf ihnen doch, dass deine Rippen rausstehen, während dein Bauch, der sich bei allen Normalgewichtigen wie mir etwas nach außen wölbt, sogar flacher ist als dein Brustkorb. Anders gesagt: Du bist nur noch Haut und Knochen und du solltest diesen wirklich schockierenden Bildern mehr glauben als deinen verfälschten Eindruck von dir im Spiegel. Denn wenn du das nicht bald siehst, verhungerst du wirklich, auch wenn du mir das nicht glaubst. Wenigstens deinem BMI solltest du glauben. Mit einem im 17er-Bereich ist man mehr als dünn, und bevor du selbst dort angekommen bist, war dir das bewusst. Du würdest dich selbst mit einem BMI von 14 nicht dünn finden. Du hast einfach keinen Blick mehr dafür.
AntwortenLöschenIch würde dir so gerne aufbauende Worte sagen, aber ich weiß nur zugut wie du dich fühlst und es würde sowieso nichts ändern, man muss es selber sehen und begreifen...am liebsten würde ich dich einfach nur mal in den Arm nehmen und das "Leid" teilen...hört sich gerade echt bescheuert an,sry
AntwortenLöschenOb du es erträgst oder nicht, aber ich sitze hier und weine um dich. Und mit jedem weiteren Tag habe ich Angst deinen Blog zu betreten, weil du wirklich "verschwunden" sein könntest. Eisige Hände greifen nach dir und sie machen mir scheinbar mehr Angst als dir..
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